Konversionen und andere Gesinnungsstörungen
Buchempfehlung
Gesine Palmer - Konversionen und andere Gesinnungsstörungen
Pünktlich zur Leipziger Buchmesse liegt das neue Werk der Religionsphilosophin Dr. Gesine Palmer vor, das wir hiermit im Kreise von Spree-Athen – und darüber hinaus – sehr gern zur Lektüre empfehlen.
Gesine Palmer hat ja schon mehrfach – unter anderem über Hermann Cohen, Soma Morgenstern und den jüdisch-christlichen Dialog – bei Spree-Athen referiert. Ihr nun in 6 Bänden (mit jeweils 2 Kapiteln) vorliegendesWerk mit dem Titel „Konversionen und andere Gesinnungsstörungen“ kann durchaus als (vorläufige) Summa eines mehr als 20-jährigen Forschens und Schreibens entlang der Berührungen zwischen Religionswissenschaft, jüdischem Denken, Philosophie und Psychologie gelten. Im Mittelpunkt ihres Textes stehen die Werke der wohl prägendsten deutsch-jüdischen Denker im ersten Drittel des 20.Jahrunderts: Hermann Cohen und Franz Rosenzweig. Dabei geht es z. B. darum, wie die Ethik Cohens und das Sprachdenken Rosenzweigs den deutschen Idealismus kritisch hinterfragt haben und daraus sich eine – durchaus sehr moderne, revolutionäre – Denkweise entfaltet hat, in der Gesetz und Liebe, Offenbarungsglauben und höchster Respekt vor dem je Besonderen und Individuellen (das nie in einem Anderen aufgeht) keine einander ausschließenden Gegensätze sind. Eine Denkweise, in der das Selbst nie gegeben, sondern stets sich erzeugend aus der Aufgabe, der Situation in der Zeit und damit aus dem Gespräch mit dem Anderen, dem Sprechen zu jemandem, erst wird. Welch erfrischende und aktuelle Methode. Gesine Palmer führt diese denn auch ohne Umschweife gegen jene fundamentalistischen Tendenzen ins Feld, die sie unter dem Begriff der IRR (Internationale der religiösen Reaktion) in beängstigender Weise nicht nur in Nahen Osten am Werk sieht. Überhaupt ist der Text in einer nicht-akademischen, sondern vielmehr anspruchsvoll essayistischen Sprache geschrieben, die stets den Wunsch weckt, mehr und weiter zu lesen – zumal die Autorin nicht vor der persönlichen Auseinandersetzung mit den Denkströmungen der letzten 50 Jahre im hiesigen wissenschaftlichen und ethischen Diskurs zurückscheut. Es ist dabei hochgradig inspirierend, die Debatten um Paulus, die Dekonstruktion und die Postmoderne (Derrida, Badiou, Agamben etc.) vor dem Hintergrund der Arbeiten Cohens und Rosenzweigs neu zu lesen. Auch – manches Mal übersehene - Bezüge zur Psychoanalyse werden dem Leser nicht vorenthalten.
Zur Aufteilung in die vorliegenden – im Self-Publishing-Verfahren – erschienenen 6 Bände schreibt die Autorin selbst:
„Das Buch hat 12 Kapitel. Sie hängen miteinander zusammen. Es ist - auf der Grundlage von alten Arbeiten –frisch durchgeschrieben. Es hat ein Vorwort und ein Nachwort. Ich habe es trotzdem in 6 handliche Bände aufgeteilt.
Sie haben eigene Untertitel:
I.Das Problem des Antinomismus
II.„Innere Umkehrung“ und Seelenlehre
III.Ganz Juden, ganz Deutsche, ganz Philosophen
IV.Anwendungsfragen: Problem Islam und Versöhnungskitsch
V.Angriff und Verteidigung: Paulus zwischen Juden und Christen
VI.Freiheit. Und Leiden?
Das habe ich gemacht, weil nicht jeder ein ganzes dickes Buch über zwei doch nicht so bekannte Philosophen lesen möchte. Vielleicht ist jemand Psychologin–und möchte wissen, was diese beiden Philosophen zu seinem Fach zu sagen haben. Dann genügt ein Blick in Band II und Band IV. Jemand anders ist Theologe und interessiert sich nur für die Paulus-Kapitel. Er kann viel lernen in Band V. Wieder eine andere möchte wissen, was diese jüdischen Denker vor hundert Jahren zum Islam zu sagen hatten. Da reicht Band IV. Zur Theodizee empfehle ich Band VI. ZumVerhältnis von Gesetz und Glauben und der Logik der Geisteswissenschaften spricht Band I. Über das Verhältnis von Gesetz und Kommentar steht vieles in Band II. Der ist auch interessant für Leute, die sich über die Kommentarkultur der sozialen Medien Gedanken machen. Am Ende jedes Bandes gibt es ein Gesamtinhaltsverzeichnis.“
Bestellen kann man einen oder zwei oder alle Bände – direkt über:
www.epubli.de/shop/autor/Gesine-Palmer/13022
oder bei der Autorin selbst unter: Gesine.Palmer@t-online.de
Frau Palmer wird auch auf der Leipziger Buchmesse ihr Buch präsentieren, und zwar in Halle 5, Stand D 418. Am Freitag, 18.3., wird die Autorin ihr Werk von 12 – 12.30 Uhr – unter dem ironischen und Spree-Athen schon bekannten Titel „Mein Glaube ist besser als deiner“ – in Form einer Lesung mit anschließendem Gespräch präsentieren, und zwar am Stand 430 in Halle 5.