„Zu dichten heißt zuhören, nicht, sich etwas auszudenken, es geht sozusagen darum, etwas hervorzubringen, was es bereits gibt“ (Jon Fosse).
„Den Schriftsteller gibt es überhaupt nicht, jeder ist Schriftsteller, jeder kann schreiben, wenn man seiner Verlobten einen Brief schreibt, dann ist das auch Literatur, ja sogar wenn man sich unterhält, wenn man eine Anekdote erzählt, macht man immerhin Literatur….“ (Witold Gombrowicz).
Zwei Stimmen europäischer Schriftsteller, ein Norweger und ein Pole, in denen Zuhören, Schreiben, Erzählen als einander bedingend und als allgemein Verbindendes zwischen den Menschen genannt wird. Zwei Stimmen, die Inspiration sein können für ein Miteinander in einem Europa (und darüber hinaus), das sich zur Zeit mit dem Zuhören schwer tut. Unser Verein Spree-Athen möchte dieses Miteinander pflegen, beleben und besprechen. Zwei Stimmen europäischer Dichter, in denen zum Ausdruck kommt, worum es auch den Begegnungen bei Spree-Athen geht: Zuhören und Erzählen. Dabei geht es nicht immer um das noch nie Gesagte, sondern häufig darum, das schon Gesagte noch einmal anders zu sagen und damit „etwas hervorzubringen, was es schon gibt.“ Etwas, das niemandem allein zukommt, sondern sich je neu zeigen mag in der Begegnung mit (dem) Anderen. Etwas, das über die Einzelthemen aus den Bereichen Philosophie, Literatur, Religion oder transkulturellem Wissen hinausweist, an denen es uns seit unserer Gründung im Jahr 2007 bei den monatlichen Vorträgen nie mangelte.
Viele neue Ideen und Themenfelder sind uns im Laufe der Zeit zugewachsen –eines ist jedoch geblieben, unser Grundsatz des zwanglosen Gedankenaustauschs. Dieses Wort wurde von Friedrich Meinecke entlehnt, dem akademischen Lehrer Franz Rosenzweigs, dem berühmten Sprachdenker und Gründer des Frankfurter Jüdischen Lehrhauses. Dort hieß es vor 90 Jahren, dass jede Antwort eine neue Frage ist, und dass, wer die Antwort hat, sie nicht hat. Zwangloser Gedankenaustausch heißt also nicht beliebiges Plaudern, sondern Zeit geben zum Zuhören und zum Entdecken neuer Fragen. Falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser dieser Zeilen neugierig geworden sind, dann lesen Sie weiter auf den folgenden Seiten und besuchen Sie gern eine unserer Veranstaltungen.
Unser Vorstand
Vorstandsvorsitzender:
Frank Hahn
weitere Vorstandsmitglieder:
Anna Barth
Rosa Tennenbaum
Reinhard Hildebrandt
Sie saß immer in der ersten Reihe, schick gekleidet war sie, und ihre Lieblingsfarbe war rot. Manchmal lag erst nur ihr Schal auf dem Stuhl, den sie sich für den Abend im Kaminzimmer des Literaturhauses ausgesucht hatte, um bei einer der Veranstaltungen von Spree-Athen dabei zu sein. In den letzten zwölf Jahren hat sie kaum je eine davon versäumt. Wenn ich eine halbe Stunde vor Beginn kam, war Rahel Mann immer schon da, entweder persönlich oder in Form des Schals, auch er meistens rot. Wenn einmal weder sie noch der Schal zu erblicken waren, konnte ich schon nervös werden. War etwas passiert? Irgendwie ein schlechtes Omen. von Frank Hahn
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Am 6. September 2019 ist unser langjähriger Weggefährte Rudolf Prinz zur Lippe verstorben. Wir trauern um einen Freund, der unser Wirken stets durch vielfache Anregungen bereichert hat. Kein anderer unserer Vortragenden war so häufig – entweder als Referent oder als Gesprächspartner – unser Gast wie er.
Zudem war unser inzwischen legendäres achtstündiges Symposium im Juni 2010 im Radialsystem unter dem Titel „Mit- und voneinander Lernen der Kulturen“ gemeinsam mit ihm und seiner Stiftung „Forum der Kulturen“ sowie der von ihm mit getragenen „Initiative Humboldt Forum“ konzipiert und durchgeführt worden. von Frank Hahn
Texte
"Unsere Begegnungen könnte man auch ein unendliches Gespräch zwischen Philosophie, Literatur, Religion und Psychologie nennen – oder eine Bewegung zwischen Philosophieren, Dichten, Glauben, Wissen und Wahrnehmen."